Mit Verstand oder mit Gefühl?
Der Verstand und die Fähigkeit ihn zu gebrauchen, sind zwei verschiedene Gaben, meinte schon Franz Grillparzer und hat damit sicher vielen Pferdebesitzern aus der Seele gesprochen.
Was denkt ein Pferd?
Nicht besonders viel, weniger als viele andere Haustiere. Es hat vor allem seine durch den Instinkt gesteuerten Bedürfnisse im Kopf. Es denkt nicht rational, es analysiert nicht, um dann zu handeln. Es lernt emotional, durch Verhaltensmuster und den Instinkt. Ein Pferd ist nicht in der Lage, bewusst etwas Gutes oder Schlechtes zu tun. Es buckelt also nicht, um seinen Reiter zu ärgern, sondern: weil es Angst, Schmerzen oder einfach einen angestauten Bewegungsdrang hat!
Sind Pferde dumm?
Das Gehirn des Pferdes ist mit einem Gewicht von 400 bis 700 Gramm relativ klein, das Verhältnis zum Gesamtkörpergewicht liegt bei etwa 1:800. Zum Vergleich: Bei einem Hund liegt das Verhältnis bei etwa 1:100. Dumm sind diese Haustiere aber dennoch nicht. Die Lernfähigkeit eines Pferdes ist genetisch vorbestimmt und individuell verschieden. Die Lernbereitschaft ist abhängig von der Motivation bzw. der Handlungsbereitschaft des Pferdes. Leicht erregbare oder nervöse Tiere lassen sich vielleicht schneller ablenken und brauchen deshalb länger für einen Trainingserfolg. Deshalb ist ihre Lernfähigkeit nicht schlechter, nur ihre Motivation ist geringer!
Wo denkt das Pferd was?
Wie bei allen Tieren, die als Fluchttiere gelten, ist das Kleinhirn ungewöhnlich groß. Dort werden Bewegungen und das Gleichgewicht kontrolliert und die Muskeln und Gliedmaße koordiniert. Der hintere Teil des Kleinhirns reguliert bestimmte Körperfunktionen wie Atmung, Schlucken, Verdauung und Herzschlag.
Der mittlere Teil des Gehirns schließlich ist zuständig für die Emotionen, hier werden auch die Futteraufnahme und die Körpertemperatur überwacht. Dieser ’emotionale‘ Teil des Gehirns ist bei Mensch und Pferd gleich groß. Dies lässt den Schluss zu, dass Pferde zu einem großen Spektrum an Gefühlen fähig sind und auch tiefe Gefühle empfinden können. Der ‚Denkteil‘ dagegen ist sehr viel weniger entwickelt und daraus kann man sicher den Schluss ziehen, dass Pferde uns emotional möglicherweise ebenbürtig sind, aber diese Gefühle sicher nicht analysieren.
Ursache und Wirkung
Pferde haben eine sehr gute Beobachtungsgabe und ein ausgeprägtes fotographisches Gedächtnis für ihre Umwelt. Doch genauso ausgeprägt ist die Erinnerung auf die Reaktion darauf, die sich sehr schnell automatisiert und auf Dauer gespeichert wird. Vor allem wenn Angst der Auslöser war. Ursache und Wirkung werden sehr schnell miteinander verbunden. Angst gibt wesentlich stärkere Lernimpulse als Belohnung, sie gräbt sich tief und schnell in das Gedächtnis ein. Meist aber in die falsche Richtung, denn ein Pferd hinterfragt sich nicht. Es assoziiert bestimmte Situationen mit Erfahrungen und wenn diese Erfahrung Angst oder Strafe heißt wird es sich je nach Temperament wehren oder versuchen zu fliehen. Das Pferd trifft niemals eine Entscheidung sich in gewisser Weise zu verhalten, sondern reflektiert nur Erfahrenes und Gelerntes.
Es ist also eigentlich nicht verantwortlich für das was es tut, denn seine Antworten sind ab einem gewissen Punkt automatisiert.
Genug Speicherkapazität
Pferde haben ein sehr gutes Gedächtnis für Einzelheiten und ihre Umgebung. Veränderungen nehmen sie sehr genau wahr und reagieren darauf. Ein notwendiger Instinkt, der in der freien Natur lebensrettend sein konnte. Bei ihrem stark entwickelten Bedürfnis nach Sicherheit lieben Sie gleichzeitig die Routine und Wiederholung und diese Vorliebe kann sollte man nutzen.
Das Ergebnis eines Lernprozesses hängt im Wesentlichen von immer wiederkehrenden Wiederholungen ab. Im Allgemeinen kann man sagen, dass es drei bis sieben Wiederholungen braucht um den Lernprozess in Gang zu bringen und erst dann kann sich das gelernte langsam festigen.
Mensch und Pferd
Man sollte sich immer wieder davor hüten, Reaktionen des vierbeinigen Partners zu vermenschlichen, sondern sich stattdessen selbst hinterfragen und kontrollieren ob man sich fair verhält.
Bei Menschen gehört das Verknüpfungen von Ereignissen zum normalen Denkvorgang. Auch wenn die Ereignisse zeitlich weit auseinander liegen. Ein Pferd kann das nicht! Es kann nur dann eine Verbindung herstellen, wenn Lob oder Strafe zeitlich direkt und unmittelbar (!) auf die Tat folgen.
Ein Pferd gegen seine Natur zu behandeln, mit Regeln zu belegen, die es als Herden- und Fluchttier nicht erfüllen kann, ist unsportlich und sicher nicht von dauerhaftem Erfolg. Emotionale Impulse sind im Umgang mit dem Pferd nur ihm erlaubt und nicht dem Reiter. Auch sollte man sich immer vor Augen halten, dass das Pferd nicht in der Lage ist, bewusst etwas Gutes oder Schlechtes zu tun.
Und schließlich gilt auch hier: Wenn nicht genügend Herausforderungen gestellt werden, die Arbeit und das Leben eintönig sind, wird auch das intelligentste Pferd abstumpfen und sich langweilen.
Autor: B.L. / Artikel der Fachmagazine "Pferde Fit & Vital" und Quarter Horse Journal.
Was denkt ein Pferd?
Nicht besonders viel, weniger als viele andere Haustiere. Es hat vor allem seine durch den Instinkt gesteuerten Bedürfnisse im Kopf. Es denkt nicht rational, es analysiert nicht, um dann zu handeln. Es lernt emotional, durch Verhaltensmuster und den Instinkt. Ein Pferd ist nicht in der Lage, bewusst etwas Gutes oder Schlechtes zu tun. Es buckelt also nicht, um seinen Reiter zu ärgern, sondern: weil es Angst, Schmerzen oder einfach einen angestauten Bewegungsdrang hat!
Sind Pferde dumm?
Das Gehirn des Pferdes ist mit einem Gewicht von 400 bis 700 Gramm relativ klein, das Verhältnis zum Gesamtkörpergewicht liegt bei etwa 1:800. Zum Vergleich: Bei einem Hund liegt das Verhältnis bei etwa 1:100. Dumm sind diese Haustiere aber dennoch nicht. Die Lernfähigkeit eines Pferdes ist genetisch vorbestimmt und individuell verschieden. Die Lernbereitschaft ist abhängig von der Motivation bzw. der Handlungsbereitschaft des Pferdes. Leicht erregbare oder nervöse Tiere lassen sich vielleicht schneller ablenken und brauchen deshalb länger für einen Trainingserfolg. Deshalb ist ihre Lernfähigkeit nicht schlechter, nur ihre Motivation ist geringer!
Wo denkt das Pferd was?
Wie bei allen Tieren, die als Fluchttiere gelten, ist das Kleinhirn ungewöhnlich groß. Dort werden Bewegungen und das Gleichgewicht kontrolliert und die Muskeln und Gliedmaße koordiniert. Der hintere Teil des Kleinhirns reguliert bestimmte Körperfunktionen wie Atmung, Schlucken, Verdauung und Herzschlag.
Der mittlere Teil des Gehirns schließlich ist zuständig für die Emotionen, hier werden auch die Futteraufnahme und die Körpertemperatur überwacht. Dieser ’emotionale‘ Teil des Gehirns ist bei Mensch und Pferd gleich groß. Dies lässt den Schluss zu, dass Pferde zu einem großen Spektrum an Gefühlen fähig sind und auch tiefe Gefühle empfinden können. Der ‚Denkteil‘ dagegen ist sehr viel weniger entwickelt und daraus kann man sicher den Schluss ziehen, dass Pferde uns emotional möglicherweise ebenbürtig sind, aber diese Gefühle sicher nicht analysieren.
Ursache und Wirkung
Pferde haben eine sehr gute Beobachtungsgabe und ein ausgeprägtes fotographisches Gedächtnis für ihre Umwelt. Doch genauso ausgeprägt ist die Erinnerung auf die Reaktion darauf, die sich sehr schnell automatisiert und auf Dauer gespeichert wird. Vor allem wenn Angst der Auslöser war. Ursache und Wirkung werden sehr schnell miteinander verbunden. Angst gibt wesentlich stärkere Lernimpulse als Belohnung, sie gräbt sich tief und schnell in das Gedächtnis ein. Meist aber in die falsche Richtung, denn ein Pferd hinterfragt sich nicht. Es assoziiert bestimmte Situationen mit Erfahrungen und wenn diese Erfahrung Angst oder Strafe heißt wird es sich je nach Temperament wehren oder versuchen zu fliehen. Das Pferd trifft niemals eine Entscheidung sich in gewisser Weise zu verhalten, sondern reflektiert nur Erfahrenes und Gelerntes.
Es ist also eigentlich nicht verantwortlich für das was es tut, denn seine Antworten sind ab einem gewissen Punkt automatisiert.
Genug Speicherkapazität
Pferde haben ein sehr gutes Gedächtnis für Einzelheiten und ihre Umgebung. Veränderungen nehmen sie sehr genau wahr und reagieren darauf. Ein notwendiger Instinkt, der in der freien Natur lebensrettend sein konnte. Bei ihrem stark entwickelten Bedürfnis nach Sicherheit lieben Sie gleichzeitig die Routine und Wiederholung und diese Vorliebe kann sollte man nutzen.
Das Ergebnis eines Lernprozesses hängt im Wesentlichen von immer wiederkehrenden Wiederholungen ab. Im Allgemeinen kann man sagen, dass es drei bis sieben Wiederholungen braucht um den Lernprozess in Gang zu bringen und erst dann kann sich das gelernte langsam festigen.
Mensch und Pferd
Man sollte sich immer wieder davor hüten, Reaktionen des vierbeinigen Partners zu vermenschlichen, sondern sich stattdessen selbst hinterfragen und kontrollieren ob man sich fair verhält.
Bei Menschen gehört das Verknüpfungen von Ereignissen zum normalen Denkvorgang. Auch wenn die Ereignisse zeitlich weit auseinander liegen. Ein Pferd kann das nicht! Es kann nur dann eine Verbindung herstellen, wenn Lob oder Strafe zeitlich direkt und unmittelbar (!) auf die Tat folgen.
Ein Pferd gegen seine Natur zu behandeln, mit Regeln zu belegen, die es als Herden- und Fluchttier nicht erfüllen kann, ist unsportlich und sicher nicht von dauerhaftem Erfolg. Emotionale Impulse sind im Umgang mit dem Pferd nur ihm erlaubt und nicht dem Reiter. Auch sollte man sich immer vor Augen halten, dass das Pferd nicht in der Lage ist, bewusst etwas Gutes oder Schlechtes zu tun.
Und schließlich gilt auch hier: Wenn nicht genügend Herausforderungen gestellt werden, die Arbeit und das Leben eintönig sind, wird auch das intelligentste Pferd abstumpfen und sich langweilen.
Autor: B.L. / Artikel der Fachmagazine "Pferde Fit & Vital" und Quarter Horse Journal.
I have left the building - Mo, 10. Jul, 01:12